Oman Streetstyle

DISCHDASCHA MIT SÄBEL STATT JEANS MIT T-SHIRT

Als ich im letzten Oktober durch Südindien reiste, durfte ich dort die einheimischen Frauen in ihren fantasievoll gemusterten Saris bewundern – die würdevolle Art, mit der sie in den langen verschlungenen Gewändern, eines hübscher als das andere, durch die Straßen schritten, hat mich nachhaltig beeindruckt, und immer wieder dachte ich: wie langweilig und grau wir Europäerinnen uns doch kleiden! In der indischen Kultur haben die Frauen wenig Rechte, aber ihre äußerliche Erscheinung ist von einer besonders selbstbewussten Eleganz, die einen zeitweise vergessen lässt, dass der Subkontinent in Sachen Gleichberechtigung noch einiges nachzuholen hat.

Im Oman gestaltet sich die Situation der Frau ähnlich, jedoch sind hier Farbenfrohsinn und entblößte Häupter, sofern die Familie und der Ehemann gläubige Muslime sind, natürlich strengstens untersagt. Irgendwie erscheint es dem beobachtenden Touristen aber eigenartig, wenn eine bis auf den letzten Zentimeter Haut verhüllte omanische Frau an der Seite ihres Ehemanns in einem geräumigen Geländewagen über die Autobahn braust, oder im feinen Restaurant speist (wobei der Schleier für die Nahrungsaufnahme flugs gelüftet wird) – da treffen westlicher Luxus und religiöse Tradition in einer Weise aufeinander, die für den liberal erzogenen Europäer zunächst ungewohnt und fremd ist.

Ebenso fremdartig ist die Kleidung, die die omanischen Herren favorisieren – allerdings im positiven Sinne. Jedenfalls war ich persönlich hellauf begeistert von dem luftigen langen, meist weißen oder pastellfarbenen Gewand, der dischdascha, die mann im Oman in Kombination mit den klassischen, bestickten runden Kappen oder zu feineren Anlässen mit einem herrlich gemusterten und perfekt gebundenen Turban aufträgt. Als deutsche Frau, die ja glücklicherweise anziehen darf was sie will, ist man angesichts dieser höchst eleganten Garderobe in seiner Meinung aber auch ein wenig zweigespalten: denn ist es nicht schrecklich gemein, dass sich die Frauen in diesem Land wie schwarze Kräuterhexen kleiden müssen, während die Herren stets in strahlendem Weiß wie aus dem Ei gepellt daher kommen?

Wie dem auch sei. Auch wenn man die arabische Kleiderordnung gerne kritisch betrachten darf, bin ich nicht in den Oman gereist, um dort vorherrschende gesellschaftliche Strukturen umzustürzen, sondern um Land, Leute und Kultur kennen zu lernen, und aus der Modebloggerinnen-Perspektive kann ich sagen: es gibt hier zwar keine erwähnenswerte modische Vielfalt, jedoch, zumindest bei den Männern, eine sehr elegante modische Tradition zu sehen – und erstaunlicherweise gewöhnt man sich unglaublich schnell an den Anblick eines Herren im weißen Kleid. Assoziationen mit Arztkittel oder Nachthemd blieben bei mir jedenfalls von Anfang an aus und mit Freuden kürte ich den omanischen Mann im Jesus-Outfit zu meinem liebsten Fotografie-Objekt.

Oman Streetstyle! Wäre die dischdascha (toller Name für eine Kleidungsstück, finde ich!) nicht auch für den deutschen Mann mal ein innovatives Sommeroutfit? Die schlicht geschnittene weiße Kluft bietet zahlreiche Vorteile: sie verhüllt optimal jedes Wohlstandsbäuchlein, lässt die Haut frischer und gebräunter erscheinen, verleiht ihrem Träger eine erhabene, fast herrschaftliche Aura und ist besonders in Verbindung mit Turban (der im Oman übrigens den gleichen modischen Stellenwert wie hierzulande die Krawatte hat) und lässiger Sonnenbrille doch bestimmt mindestens genauso schick wie ein knackiger Hugo-Boss-Anzug.

Wer noch nicht überzeugt ist, der werfe einen Blick auf die Streetstyle-Bilder!