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Alle Bilder: Fabian Hart |
1879 erfand ein deutscher Einwanderer namens Levi Strauss in San Francisco das heute vermutlich älteste Paar Jeans der Welt. Einige Jahre später erhielt die Urhose des Textilunternehmens den Titel 501®, warum, weiß bis heute keiner, einige Leute munkeln, die erste Levi’s-Hose sei mit 501 Nieten bestückt gewesen. Den wahren Grund aber kennt nicht einmal Lynn Downey, die leidenschaftliche Historikerin des global agierenden Imperiums, das seit nun 140 Jahren den modischen Inbegriff des amerikanischen Traums von Freiheit und Wild-West-Romantik verkörpert.
Die Mode hat sich schon immer gerne mit dem Etikett der Exklusivität geschmückt, doch glücklicherweise gibt es in all diesem extravaganten Rausch von Schein und Sein bis heute einige wenige feste Konstanten, die unabhängig vom Trendgeschehen in Kleiderschränken jeder Generation und Herkunft, von Berlin bis Beijing und Kopenhagen bis Kapstadt zu finden sind. Die Levi’s-Jeans ist solch eine Konstante, ein Kult zeitloser Stilsicherheit, ewig klassisch und authentisch cool, ein angenehmer Kontrast zu den vielen Erfindungen der Modewelt, an denen man sich, pausenlos im Karussell der innovativen Oberflächen rotierend, doch manchmal allzu schnell wieder satt gesehen hat. Gerade für uns trendversierte Modepüppchen ist die Jeans unverwüstliches und notwendiges Pflichtprogramm, wie könnte man die nicht immer leicht verdauliche Exzentrik eines Trompe-l’oeil-Bodys oder Leoparden-Stiefels denn sonst raffinierter herunter brechen als in Kombination mit ausgewaschenen Denim-Hosen?
Vor 140 Jahren kam die Levi’s-Jeans als besonders strapazierfähige Arbeiterhose auf den Markt. Die ersten Modelle (natürlich für Männer) waren extra weit geschnitten, um sie bei Bedarf auch über der normalen Kleidung tragen zu können. 1948 entdeckte eine Frau in einer Bergmine in der Mojave Wüste ein 501®-Modell von 1890, das heute im Levi’s Archiv aufbewahrt wird. In den 1930er Jahren wurde die Jeans zum obligatorischen Outfit für Cowboys und Dudes (Leute, die keine Cowboys waren, es aber gern sein wollten), 1953 erschien der Film „Der Wilde“ mit Marlon Brando und machte die indigo-farbenen Blue Jeans damit endgültig zum musthave der Schönen, Rebellen und Rockstars. Bis auf einige coole Kids war den meisten Jugendlichen noch Ende der 1960er Jahren das Tragen von Jeanshosen in der Schule verboten, galt dieses Kleidungsstück doch offenbar noch immer als frivoles, ordinäres, schmutziges, in jedem Fall aber wildes Textil.
Heute ist diese Wildheit zur Normalität geworden. Jeder Mensch hat eine Jeans im Schrank, im Zweifel ist es ein Modell von Levi’s. Eine bedeutendere Marke gibt es wohl kaum, denn das Konzept, das Levi’s zu seiner globalen Einzigartigkeit verholfen hat, ist im Grunde denkbar simpel. Giorgio Armani hat es einmal so definiert:
Jeans verkörpern Freiheit, sie bezeichnen Demokratie in Mode.
