Wenn ich in Dior nach Kapstadt reiste

Christian Dior Resort 2014. Bild: GoRunway/style.com

Mein Lieblingsspiel heißt Was wäre wenn, und es ist ein Segen, dass ich nicht reich bin, denn in diesem Fall wäre Was wäre wenn wirklich nur die halbe Freude. Dank eines überschaubaren Studentenbudgets  kann ich mir materielle Wünsche nur bedingt erfüllen, und stattdessen in meiner Freizeit darüber sinnieren, was wohl wäre, wenn ich mir diese Clutch von Olympia Le-Tan oder jene Lederhose von Acne leisten könnte. „Träum weiter“, lautet für gewöhnlich die Antwort auf solcherlei Hirngespinste, was im Umkehrschluss bedeutet, dass wer sich alles kaufen kann nichts mehr zum Träumen hat – welch ein Alptraum! Bin ich froh, dass ich nicht reich bin.

Wäre ich also wohlhabend wie ein Ölscheich, dann würde ich mir jetzt eine Reise ins sonnige Irgendwo buchen, um dort, so zwischen November und Februar, die schönsten Stücke der Resortkollektionen auszuführen, die in den vergangenen Wochen in New York, London und Paris präsentiert wurden. Das grausame Schicksal, nicht mehr träumen zu dürfen, kompensiert die liquide Cruise-Touristin nämlich bekanntlich gerne mit dem Privileg, ihren Wintermantel während der kalten Monate gegen einen leichten honiggelben Trenchcoat, zum Beispiel von Chloé, einzutauschen und darin in tropische Gefilde zu reisen. An dieser Stelle offenbart die Modesaison Resort (übrigens identisch mit der Bezeichnung Cruise) ihr doppeltes Traumpotenzial: nicht nur von flatternden Dior-Sommerkleidern und seidenen Jason-Wu-Badeanzügen darf geschwärmt werden, nein, der passende 5-Sterne-Tempel mit Aprikosensaft zum Frühstück und Infinity-Pool aus 1001 Mosaiksteinen wird gleich dazu imaginiert. Und weil ich gerade keine Lust habe, meine Uni-Hausaufgaben zu machen und mittelhochdeutsche Minnesänge zu analysieren, habe ich mich also stattdessen lieber mit der optimalen Kombination einzelner Resortkollektionen mit thematisch passenden Urlaubszielen auseinandergesetzt und präsentiere an dieser Stelle Clairette’s exklusiven Guide zum stilsicheren Kreuzfahren in den herrlichsten Looks von Balenciaga bis Theysken’s Theory. Bon voyage!

In Christian Dior nach Kapstadt

Das Ellerman House, als herrschaftliche Villa über den Dächern Kapstadts thronend, verkörpert die optimale Synthese aus klassischem Luxus und zeitloser Moderne. Hinter der steinernen Brüstung erstreckt sich der atlantische Ozean, die großzügigen Zimmer mit Panoramablick ins leuchtende Blau sind mit französischen Artdéco-Möbeln bestückt, die Privatvilla trumpft mit eigenem Pool und puristisch-eleganter Ausstattung. Zum Abendessen erscheint man hier klassisch und zugleich zukunftsweisend gekleidet in Raf Simons‘ Entwürfen für Christian Dior – zum Beispiel im himbeerroten Kleid mit Spaghettiträgern aus fließender Sommerseide, oder, wenn der Cape Doctor mal wieder vom Ozean herüber weht, in schwarzer Smokinghose mit skulpturaler Volant-Bluse und blauem Halstuch. Was man außer Dior noch mit im Gepäck haben sollte: einen gut situierten Ehemann, der die Zimmerrechnung über rund 1.150 € pro Nacht begleicht.

©Ellerman House
©GoRunway über style.com
©Ellerman House
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©Ellerman House
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In House of Holland nach Palm Springs
Im kalifornischen Palm Springs urlauben erschöpfte Hollywood-Stars neben ausrastenden Spring Breakern – entsprechend ist hier ein farbenfroher Look erlaubt, der dem Kolorit der knallblauen Swimmingpools und saftig grünen Palmenwedel in nichts nachsteht. House of Holland kombiniert in seiner aktuellen Resortkollektion geometrische Drucke mit orange- und türkisfarbenen oder marineblauen Farbblöcken, Keulenärmel mit knöchelfreien Marlene-Hosen oder Schlagjeans, und schillernde Clutches in Sternsilhouette mit „More taste than money“-T-Shirts (welch pikante Ironie in der dekadenten Palm-Springs-Kulisse). In diesem Aufzug kampiert die grafische Bohème im Colony Palms Hotel, wo die Kissenbezüge farblich mit dem Pool-Outfit harmonieren.

©Colony Palms Hotel
©Sebastian Faena/Courtesy of House of Holland
©Colony Palms Hotel
©Sebastian Faena/Courtesy of House of Holland
©Colony Palms Hotel
©Sebastian Faena/Courtesy of House of Holland
In Theysken’s Theory nach New York City
 
Der Big Apple ist ganz sicher kein Urlaubsziel der erholsamen Sorte – dafür verspricht die pulsierende Energie dieser Stadt ganz sicher eine perfekte Abwechslung für Geist und Seele. Um in all der New York’schen Aufregung und Schlaflosigkeit aber zumindest aus modischer Sicht ein wenig relaxen zu können, entscheiden wir uns beim Trip in die amerikanische Metropole für das in Brooklyn gelegene Wythe Hotel und für Theysken’s Theory’s oberlässige Gammellooks mit Männerjeans, Bermuda-Shorts und schwarzen Crop-Tops unterm Trenchcoat. Die Unterkunft korrespondiert mit diesem legeren Stil ganz vortrefflich: im Wythe Hotel kontrastieren unverputzte Klinkermauern schmucke blau-weiße Tapeten, dunkle Holztöne und eine NYC-Aussicht zum Niederknien.

©The Wythe Hotel
©Thomas Whiteside/Courtesy of Theysken’s Theory
©The Wythe Hotel
©Thomas Whiteside/Courtesy of Theysken’s Theory
©The Wythe Hotel
©Thomas Whiteside/Courtesy of Theysken’s Theory
©The Wythe Hotel
©Thomas Whiteside/Courtesy of Theysken’s Theory
In Rochas nach Gloucestershire
 
Zu 5 O’Clock tea und Taubenjagd reisen wir ins Downton Abbey des 21. Jahrhunderts – ins Cowley Manor nach Gloucestershire. Das Anwesen ist antik und herrschaftlich, das Interieur mit hölzerner Badewanne und bunt gescheckten Teppichen innovativ und zeitgemäß. In Rochas‚ Resort-Kreationen ist man hier ideal gekleidet: Burlington-Muster und haselnussbraune Plateau-Clogs mit Troddeln, weiße Sonnenhüte, gestreifte Hemdblusenkleider und für den Abend eine dramatische Robe in Minzgrün. Sogar der spießig um die Hüfte geknotete Cardigan ist zurück, in Kombination mit Polohemd und üppig ausgestelltem Tellerrock. Die gelackte Oberfläche des ockerfarbenen Blazer-Rock-Ensembles passt zum dezent schillernden Ambiente des sophisticated Cowley Estates in den Cotswolds. So also urlaubt die britische highclass der Gegenwart.

©Cowley Manor
©Courtesy of Rochas
©Cowley Manor
©Courtesy of Rochas
©Cowley Manor
©Courtesy of Rochas
©Cowley Manor
©Courtesy of Rochas
©Cowley Manor
©Courtesy of Rochas
In Chloé nach Saint-Rémy-de-Provence
 
Wenn im Château des Alpilles das abendliche Froschkonzert einsetzt, das Sonnenlicht in orangefarbenen Sprenkeln auf den Schotter der Platanen-Allee fällt und der Mistral um die alten Gemäuer des Herrenhauses pfeift, fehlt zum vollkommenen Glück eigentlich nur noch der honiggelbe Trenchcoat aus Chloé’s aktueller Cruise-Kollektion. Extravaganter wird es mit dem mit abstrakten weißen Blüten besetzten schwarzen Rock oder den leichten Seidenhosen mit unterschiedlich farbigen Hosenbeinen – aber das ist okay, denn hinter dem bröckelnden Putz der sandsteinfarbenen Fassade des Châteaus verbirgt sich ein gekonnter Mix aus antiken Möbeln, Bauhausstühlen und Leopardenfell. Bitte die Badelatschen mit goldfarbener Schnalle auf dem Weg zur piscine nicht vergessen.

 

©Courtesy of Chloé
©Château des Alpilles
©Courtesy of Chloé

 

©Courtesy of Chloé
©Château des Alpilles
©Courtesy of Chloé
©Château des Alpilles
©Courtesy of Chloé
In Balenciaga nach Barcelona
 
Cristóbal zu Ehren verschlägt es uns in den raffinierten Urlaubs-Kreationen seines Nachfolgers Alexander Wang in die spanische Lieblingsmetropole. Unschlagbares Musthave ist das Sonnenhütchen aus schwarz-glänzenden Parasol-Fransen, während die architektonisch anmutenden Silhouetten der Rumpfbekleidung, etwa der aufgeplusterte cremeweiße Schulterpanzer, Midikleider mit unter dem Saum hervorlinsendem Unterrock und Marmor-Print oder der perfekt geschnittene, doppelreihig geknöpfte Hosenanzug in strengem Betongrau zu weißen Fransen-Sandaletten, der puristischen Gestaltung des Grand Hotel Central ganz hervorragend entsprechen. Zum Sundowner am Rooftop-Pool mit fabulöser Aussicht über Barcelona ist die Kreuzung aus bauchfreiem Bustier und Volantvorhang in Schwarz sicherlich eine gute Wahl.
©Grand Hotel Central Barcelona
©Courtesy of Balenciaga
©Grand Hotel Central Barcelona
©Courtesy of Balenciaga
©Grand Hotel Central Barcelona
©Courtesy of Balenciaga
©Grand Hotel Central Barcelona
©Courtesy of Balenciaga
In Jason Wu nach Muscat
 
Klarer Fall: am Privatstrand des monumentalen Luxusschuppens Al Bustan der Marke Ritz-Carlton ist ein atemberaubendes Badeanzug-Modell essentiell. Man weiß ja nie, ob nicht gleich ein arabischer Traumprinz auf einem weißen Pferd vorbei galoppiert, während man sich gerade eine geeistes Stück Wassermelone gönnt oder soeben dem von Palmen gesäumten Swimming Pool entstiegen ist. Jason Wu hat einen fabelhaften Resort-Entwurf in elegantem Schwarz parat, mit schlau platzierten Hüft-Cut-Outs und einem beeindruckenden, tropfenförmigen Ausschnitt versehen. Wenn es beim abendlichen Fackel-Dinner mit dem frisch geangelten Ölmogul und Ausblick auf die violette Bergkulisse ringsum doch ein bisschen kühl werden sollte, schafft der algengrüne Lackmantel auf der Stelle Abhilfe. Zum Minztee in der atemberaubenden Moschee-Lobby ist der kubisch geschnittene Trenchcoat über Croptop und Shorts mit Palmendruck hingegen angemessener.
©Ritz-Carlton Al Bustan Palace
©Simon Burstall/Courtesy of Jason Wu
©Ritz-Carlton Al Bustan Palace
©Simon Burstall/Courtesy of Jason Wu
©Ritz-Carlton Al Bustan Palace
©Simon Burstall/Courtesy of Jason Wu
©Ritz-Carlton Al Bustan Palace
©Simon Burstall/Courtesy of Jason Wu
©Ritz-Carlton Al Bustan Palace
©Simon Burstall/Courtesy of Jason Wu