Graziler Auftritt: Neues von Sophia Zarindast

Bild: ©Sophia Zarindast

Wie ein Sprung in die kristallklaren Fluten eines Swimmingpools aus smaragdgrünen Mosaiksteinen, wie eine Kugel dunkelrotes Cassis-Sorbet an einem feuchtheißen Sommertag, wie ein Streifzug durch Flora und Fauna des Regenwalds oder das glühende Licht der Abendsonne, die in tausend Splittern durch das Fenster fällt und Streifen auf gekachelte Fußböden malt – so exotisch frisch und einzigartig elegant sind die Kreationen von Sophia Zarindast, die nun endlich ihre dritte Schmuckkollektion präsentiert hat.

Die Hamburger Kettenkünstlerin versteht sich auf eine Kunst, auf die heute kaum noch ein Jungdesigner Wert zu legen scheint: die Inszenierung des großen Auftritts, des glamourösen Dramas. Ihre schillernden Colliers und Ohrringe aus bunten Glas- oder Rohrperlen, Achatsteinen in irisierenden Farbschattierungen, Seidenquasten und poppigen Kunststoffelementen tragen klangvolle Namen wie „Clematis“, „Tortuga“ oder „Gloriosa“ und entbehren mittlerweile auch dieser gewissen Klobigkeit, von der sich die Schmuckwelt im Allgemeinen wieder langsam zu verabschieden scheint. Nachdem in den vorherigen Kollektionen auch mal ein Kupferrohr oder Scharnier zum Einsatz kam, zeichnen sich Sophia Zarindasts aktuelle Entwürfe durch weichere Linien und filigrane Materialien aus. Eine Entwicklung, die ich Schmuckmuffel bis vor kurzem noch völlig abstoßend gefunden hätte.

Jahrelang habe ich ausschließlich architektonisch anmutende Colliers und Armreifen gesammelt, zentnerschwere Skulpturen aus Holz oder Schwermetall, die Krönung meiner Schmuckschatulle ist nach wie vor das Gürteltier-Collier aus Kunststoff, besetzt mit lauter funkelnden Steinen, das ganze Ding wiegt schätzungsweise 1,5 kg und ruft gelegentlich auch mal einen Nackenkrampf hervor. Der Hang zur metallischen Bepanzerung ist natürlich nicht auf meinem Mist gewachsen: seit vielen Saisons halten zentimeterbreite Armreifen und knallbunte Klunker die Modewelt in Atem, „arm party“ heißt die Trendströmung, bei der sich die Damen auf den Straßen von New York bis Mailand mit möglichst viel Metall am Arm gegenseitig übertrumpfen. Der Gipfel dieser Entwicklung: die Schlagring-Clutch von Dolce & Gabbana, mit der eine Moderedakteurin am Flughafen bei der Sicherheitskontrolle hängen blieb. 

Was all diesen kriegerisch-futuristischen Statement-Objekten allerdings fehlt, ist eine ästhetische Zeitlosigkeit, eine Eleganz, deren Verfallsdatum nicht nach ein paar Monaten überschritten ist. Das Gürteltier-Collier habe ich ein zeitlang nahezu obsessiv zu jedem Lumpenoutfit kombiniert, und der Baumarkt wurde mein neues DIY-Paradies für eigene Schmuckkreationen, die möglichst wenig schmücken sollten. Viel zu schnell allerdings habe ich mich satt gesehen an jenen Halsketten, die aussehen wie Hundehalsbänder, oder Armreifen, die auch aus der Requisite des Spartakus-Filmsets stammen könnten. Das heißt nicht, dass ich jetzt zur Tiffany-Spießerin avancieren und nur noch mit niedlichen kleinen Glitzerreifen und Silberkettchen herumlaufen möchte. Aber spätestens seitdem ich mein goldenes Geburtsarmband beim Schwimmen im Schlachtensee versenkt habe, sind mir der wahre Sinn und Wert jener Understatement-Schmuckklassiker, die zu jedem Outfit passen und damit eine Art verlässliche Konstante beim täglichen Modespiel darstellen, erst richtig bewusst geworden.

Sophia Zarindasts neue Kollektion passt zu dieser Erleuchtung ganz hervorragend: auch ihre Entwürfe sind feingliedriger geworden, ohne an kontrastreicher Extravaganz einzubüßen, ein leiser Hauch von orientalischem Kitsch umspielt die Goldketten mit daran baumelnden Kristallen, Troddeln und bunten Steinen, die formschönen Ohrgehänge aus golden Rohr- und smaragdgrünen Glasperlen. Mit „Clematis“, „Tortuga“ und „Gloriosa“ ist Sophia Zarindast der Coup einer innovativen Kollektion gelungen, die den Zeitgeist einfängt und dabei irgendwo zwischen mondäner Exotik und anmutiger, zeitloser Grazie oszilliert.

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Alle Bilder: Sophia Zarindast