DIY: Federrock à la Dries

Erinnert sich noch jemand an den Film About a boy oder: Der Tag der toten Ente? Da gibt es eine Szene, in der Will Freeman, dargestellt von Hugh Grant, mit dem 12-jährigen Marcus und dessen suizidgefährdeter Mutter Fiona mittag essen gehen muss. Letztere trägt bei diesem Rendezvous einen fusseligen Federpullover und sieht darin ziemlich merkwürdig aus. Auch Will hält das ausgefallene Stück zunächst fälschlicherweise für ein Yeti-Kostüm.

Bei Dries van Noten haben die üppig mit luftigen Straußenfederfransen bestickten Kleider und Röcke in der aktuellen Winterkollektion allerdings für reichlich Wirbel gesorgt. Vielleicht kann man sagen, dass Dries, der schon lange als hochgeschätzter Designer tätig ist, mit diesen Kreationen nun endgültig auf dem Modeolymp angelangt ist. Endlich wird er nicht mehr nur in Fachkreisen wahrgenommen. Der Mann weiß aber auch einfach, was er tut: aus unterschiedlichsten Handarbeitstraditionen und Stilrichtungen, von indischer Stickerei bis Schweizer Spitze, von maskulinen Schnitten bis zu femininen Volants, von hanseatischen Streifen bis zu pinkfarbenen Federn entwickelt Dries van Noten Saison für Saison ein magisches Modegesamtkunstwerk für androgyne und zugleich romantisch veranlagte Frauen.
Nun begehrte es also auch mich nach solch einem Rock mit Federnbesatz. Das Original gibt es sowohl als Rock als auch als Kleid, gerade und knielang geschnitten, über und über besetzt mit flatternden Straußenfedern, gekrönt von funkelnden kleinen Silberpailletten. Die Pailletten sind enorm wichtig, wir wollen ja nicht aussehen wie Fiona im Yeti-Kostüm, ein bißchen Glitzer muss schon sein.Ich sag’s gleich: dieses DIY-Projekt ist nichts für Ungeduldige. Der Rock an sich ist natürlich schnell genäht. Am besten hält man sich an dieses Schnittmuster und verwendet einen weich fallenden Anzugstoff. Aber dann geht es ans Eingemachte: die Straußenfedern nähen sich nämlich leider nicht von selbst an den Rock. Sondern ausschließlich per Hand. Zum Glück müssen wir nur die Vorderseite mit Federn dekorieren, hinterrücks geht es nicht, sonst zerknautscht ja die ganze schöne Stickerei, wenn man sich mal hinsetzen will.

Fast genau so lange, wie man dafür braucht, 25 Federn an einen grauen Bleistiftrock zu nähen, dauert die vorherige Suche nach dem passenden Flaum. Weich flatternde Fransenfedern, wie Dries sie verwendet hat, waren in meinem Umkreis leider unauffindbar. Irgendwann habe ich dann bei eBay eine annehmbare und bezahlbare Alternative gefunden, und zwar hier.

Einen Vorteil hat die Handnäharbeit allerdings: man kann dazu hervorragend Musik hören, was beim Nähen an der ratternden Nähmaschine ja eher ungünstig ist. Gerade in der Weihnachtszeit passt das gut, pro Feder schaffen ungeübte Näher ungefähr 1mal Jingle Bells. Bei der zehnten Feder ist man dann schon beim ersten Refrain fertig. Was außer klassischer Weihnachtsmusik sonst noch passt: Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart. Papageno im Federkostüm wird uns mit seinen Arien bei der Arbeit an diesem speziellen Rock sicherlich geradezu beflügeln.

Die detaillierte Anleitung gibt es hier.