
Auf der Einladungskarte zum Pariser Défilé des Labels Odeeh prangt eine kupfern schillernde 10: in dieser Saison feiert das deutsche Designer-Duo sein Kollektionsjubiläum. Während die Sommerkollektion mit eher gedämpften Farben, viel Altrosa und sehr weit geschnittenen Silhouetten noch ziemlich erwachsen wirkte, scheinen die neuesten Kreationen umso jugendlicher. Die Marke wird älter, ihr Stil wirkt jünger – am Freitagabend zeigte Odeeh im Espace de Commines eine erstaunlich lässige und dabei höchst charmante Winterkollektion.
Für Odeeh ist es die zehnte, für mich die erste Saison auf der Pariser Modewoche; entsprechend darf ich nur bei den kleineren Schauen zu Gast sein, und während Odeeh im Marais präsentieren, sitzt das Gros der internationalen Presse leider ganz woanders, nämlich am Laufsteg von Maison Martin Margiela. Das allerdings macht das Défilé der Würzburger nicht weniger herrlich.
Für die kommende Saison bleiben Odeeh ihrer leichtfüßig eleganten Handschrift treu – Silhouetten, Muster und Materialien wirken aber ungewöhnlich frisch und androgyn. „Inspiriert haben uns die Illustrationen der Wiener Künstlerin Mela Köhler, die in den 20er Jahren Frauen in Sportkleidung porträtiert hat.“ Mela wer? Schnell mal gegooglet: nach Sportkleidung sucht man auf den Illustrationen, die die Bildersuche ausspuckt, vergeblich, dafür aber lässt sich eine deutliche Referenz zwischen Köhlers farbenfrohen Dessins und den kaleidoskopischen Prints bei Odeeh erkennen.
Dazu haben sich Jörg Ehrlich und Otto Drögsler raffiniert sportliche Looks ausgedacht, die Eleganz zum Überwerfen ist, ähnlich wie bei vielen New Yorker Designern, auch hier eine starke Tendenz. Obendrauf kommt eine wohldosierte Prise der typischen Odeeh-Romantik. Zu Wollbermudas mit Nadelstreifen gibt es aufwendig bestickte, seitlich geschlitzte Tops mit metallisch schillerndem Blütenprint, darauf appliziert wurden funkelnde Swarovskisteine. Außen königlich, innen schwitztauglich: das Futter ist aus atmungsaktivem, perforiertem Trikotstoff gefertigt.
Fließende, silbern schillernde Midiroben werden mit darunter getragener Anzughose, gestreiften Wollschals und schwarz-weißen Herrenschuhen gebrochen. Dabei greift Odeeh auch einige der wichtigsten Trends der aktuellen Pariser Modesaison auf: die Fusion aus glamourösen Glitzerdetails mit bodenständig zurückhaltenden Farben und Silhouetten darf man sich ebenso merken wie das Comeback der Taille. Bei Odeeh wird sie mit sportlich gerafften Gürteln über langen Kimonoblazern und Blusen betont.
Wo andere Labels in ihren Winterkollektionen unbedingt Pelz verwenden müssen, greifen die Deutschen auf eine weitaus korrektere Variante zurück:“Das ist Teddyfell aus Alpakawolle und Mohair“, erklärt Jörg Ehrlich das fluffige Fellmaterial auf Nachfrage.“Steiff verwendet den gleichen Stoff.“ Ein Teddybär zum Anziehen – wo gibt’s denn sowas? Hier auch noch als herrlich flauschiges Kragendetail in Petrolblau, als kantig geschnittenes Top oder gleich als ganzer Mantel. Das ist Odeeh: federleichte, ungekünstelte Finesse, die mehr kann als hübsch auszusehen und dabei eine ganze Reihe von modernen, kultivierten Klassikern hervorbringt. Gar nicht weit entfernt erinnert dieser Look auch an die Entwürfe eines Dries van Noten. Das nächste Mal sollten die internationalen Journalisten doch bitte mal vorbeikommen. Zumindest ihre Kundinnen wird diese Kollektion aber ganz sicher finden.