Exzentrisch wie ein Hund

"IRGENDWIE SEHT IHR EUCH ÄHNLICH"

Die Natur ist in der Mode schon immer ein beliebtes Motiv gewesen, vermutlich deshalb, weil klassische Schönheit und Ästhetik prinzipiell ursprünglich dort zu finden waren und sind – nirgends sehen wir einen vielfältigeren Reichtum an Formen und Farben, und eine faszinierendere Wandlungsfähigkeit als in der Welt der Pflanzen und Tiere. Deshalb liegt die Natur als Inspirationsquelle für etwas im Grunde so durch und durch Unnatürliches wie Mode, etwas so Artifizielles wie industriell gefertigte Kleidung aus Kunstfasern, natürlich nahe. In erster Linie sind es Blumendrucke, die großen Anklang in der Modewelt finden, doch auch das Tier erfreut sich immer wieder besonderer Beliebtheit bei den großen Designern. Es gibt sogar entsprechende Trenderscheinungen. In den 90ern kam der Raubkatzenprint in Mode, 2010 waren Schwalben en vogue, wir sahen sie bei Miu Miu auf Krägen und Kleidern; im Sommer 2012 ist es der Flamingo in leuchtendem Pink, der sich auf Röcken und Blusen ausbreiten darf – und dann hat es nun endlich auch der Hund auf den Laufsteg geschafft. Bisher durfte der Vierbeiner nebst seiner eigentlichen Funktion als Familienmitglied eher als eigenständiges Accessoire fungieren, er eroberte Handtaschen als neuen Lebensraum und ließ einen neuen Wirtschaftszweig entstehen, der sich ausschließlich der Kreation seidener Hundesofas und güldener Fressnäpfe für den kleinen Liebling widmet.

Jetzt aber gebührt ihm endlich die Hauptrolle, er ist nicht mehr bloßes Beiwerk an der Leine, sondern bellt uns prominent von Handtaschen und T-Shirts an – so gesehen bei Givenchy, beispielsweise. Der Hund ist das Trend-Tier der Saison, wenn auch nicht immer in ungefährlicher Ausführung.

Clutch von Givenchy
T-Shirt von Givenchy

Dass es irgendwann dazu kommen würde, wussten echte Insider aber natürlich schon lange. Audrey Hepburn entrüstete sich einst: „Man muss doch nicht so exzentrisch sein wie sein Hund!“ Was aber macht die Exzentrik des Hundes aus? Vielleicht gerade die Tatsache, dass er unbekleidet und unrasiert immer noch, oder gerade deshalb, ein herrliches Bild abgeben kann. Damit sticht der Hund, beziehungsweise das Tier im Allgemeinen, den Menschen eindeutig in der Frage um das größte Stilgefühl aus. Der Mensch ist der einzige, der Kleider tragen muss – das Tier ist auch so interessant genug, es braucht keine teuren Handtäschchen und Wintermäntel. Beneidenswert. Manchmal wäre ich gern Hund.

Bis ich dem Hund aber die verdiente Aufmerksamkeit, die er als neues Fashion-Model ab jetzt genießen darf, komplett zuteil werden lassen kann, indem ich mit ihm in Form bedruckter Mini-Clutches und T-Shirts durch die Welt spaziere, habe ich es mir mit meinem kleinen Freund auf unseren Gartenmöbeln bequem gemacht. Mein Hund ist auch ohne Sonnenbrille auf der Schnauze die mit Abstand lässigste Persönlichkeit, die mir je begegnet ist, trotzdem habe ich ihm für dieses Foto eine meiner Lieblingsbrillen von Weekday ausgeliehen, die Sonne knallte so arg vom Himmel herab. Der Kommentar einer Freundin zum Foto: „Irgendwie seht ihr euch ähnlich.“ Ich habe das einfach mal als Kompliment verstanden.

Badeanzug von Topshop, Sonnenbrille von Ray Ban