Update aus Berlin

Schumacher Frühjahr/Sommer 2013

Seit bereits zwei Tagen hält die Mercedes Benz Fashion Week Berlin endlich wieder einmal die Hauptstadt so richtig schön auf Trab, und auch ich komme erst jetzt zu einem kleinen Update von der Modewoche in Deutschlands wichtigster Fashionmetropole, gerade hat sich eine Pause in meinen randvollen Terminkalender geschlichen. Seit gestern früh bin ich nun hier in Berlin, fühle mich in meiner Lieblingsstadt wie zuhause, eine Veranstaltung jagt die nächste, und zwischen den Shows kommt man teils, während des ständigen Hin-und-Her, von einer Offsite-Location zur nächsten und wieder zurück zum MB-Zelt an der Siegessäule, kaum noch zum Luftholen. Aber was klage ich: eine glamourösere Zeit kann ich mir nicht vorstellen, ich liebe die Fashion Week, die aufregende Hektik, die elegant gekleideten Gäste (ja, das freche Berlin ist durchaus zu Eleganz fähig, stelle ich fest!) und diesen einzigartigen Moment bei der Show, wenn endlich alle Gäste Platz genommen haben, die Musik einsetzt, das Licht angeht, und in viel zu kurzen 15 Minuten die exklusive Mode für die nächste Sommersaison über den Laufsteg rauscht.

Was haben wir nicht alles an traumhafter Kleidung in den letzten 24 Stunden bewundern dürfen! 70ies-Glamour, lässige weiße Hosenanzüge und Schlapphüte sowie Streifen in fruchtigen Sorbetfarben bei Escada Sport; melancholisch-düstere Looks aus schwarzer Häkelspitze und plissierter Seide, traumhaft schön in Szene gesetzt mit üppigen Blumenkunstwerken, bei Augustin Teboul; fließende Kleider in Taupe und Nude sowie abstrakte Blumenprints bei Vladimir Karaleev; ein Feuerwerk an futuristischen und teils farbgewaltigen Entwürfen, gezeigt von den fünf Finalisten beim „Designer for tomorrow“ Award; überdimensionierte Strickmäntel und fuchsbraune Lederkokons von Leandro Cano, dem Gewinner des hochkarätigen Preises, den Marc Jacobs verlieh; und schließlich, was für ein wunderbarer Abschluss des gestrigen Tages, edelste Couture bei Kaviar Gauche: mit Lasercut gestanztes weißes Leder, dem dadurch ein eleganter Lochspitze-Effekt anhaftet, subtil transparente, fließende, teils plissierte Seide in Schwarz oder Gold, und ein üppiger, zitronengelber Traum von einer Abendrobe – in diesem Aufzug würde ich durchaus zum Traualtar schreiten.

Allein die Aufzählung all dieser Eindrücke klingt nach reinster Reizüberflutung, wie sie uns so oft bei der Modewoche irgendwann entnervt ereilt, doch dieses Mal bin ich einfach nur schlicht entzückt, habe noch keine enttäuschende Präsentation erlebt, sondern bewundere viel mehr mit größter Freude die Entwürfe der so unterschiedlichen Designer, die eines beweisen: Berlin zeigt mit seiner Mode in diesem Jahr wieder einmal einen gewaltigen Fortschritt und das Potenzial, es zukünftig auch mit den ganz großen Metropolen Paris, New York, London und Mailand auf internationaler Ebene aufnehmen zu können. Die große Kunst, raffinierte, neuartige, und zugleich tragbare Kleidung zu kreieren, Mode, die man auch wirklich anziehen möchte, scheint mehr und mehr zu gelingen.
Bei nahezu jeder Show, der ich selig beiwohnen darf, fällt mir jeweils eine passende Situation für dieses oder jenes Outfit ein: bei der glamourös-lässigen Poolparty im Stil der Siebziger Jahre auf Capri würde ich selbstredend in einer weißen, luftigen Marlenehose aus Seide von Escada Sport, oder vielleicht auch im apricot-farbenen Maxikleid von Rena Lange aufkreuzen, die herrliche Kombination ganz in Weiß aus üppigem Tüllrock und rockiger Lederjacke von Kaviar Gauche wäre etwas für den nächsten Cocktailempfang, zu Dorothee Schumachers jadegrünem Look, bestehend aus knackiger Zigarettenhose und voluminösem, volantbesetztem Oberteil würde ich natürlich auch nicht Nein sagen, und wie herrlich wäre es erst, in Vladimir Karaleevs orange-blau-roten, abstrakt bedruckten Seidenshorts einen entspannten Nachmittag in der Hängematte zu verbringen?

Es ist offensichtlich: der nächste Sommer 2013 wird chic, sehr chic und cool zugleich, und darf bitte so schnell wie möglich kommen, denn auf solch herrliche Kleidung möchte kein Modefräulein gerne lange warten.

Weitere brandaktuelle Bilder und Eindrücke von der Fashion Week vom VOGUE.de-Team gibt es auf Twitter (VOGUE_Germany) und Instagram (voguedeutschland) zu lesen und anzuschauen.