Musikrubrik #19

Gestern habe ich den halben Tag in der Lipperheideschen Kostümbibliothek verbracht und Modezeitschriften gelesen. Herrlich: dort haben sie nämlich alle internationalen VOGUEs und einen Haufen weiterer Publikationen abonniert, man kann also sein Taschengeld sparen und im Studiensaal der Bibliothek ein Magazin nach dem anderen durchforsten.
Was weniger herrlich ist und dem ein oder anderen Leser derartiger Trivialliteratur auch schon aufgefallen sein wird: hinter jeder einzelnen Seitenzahl einer jeden einzelnen Zeitschrift scheint bloß ein einziges Gesicht zu lauern, und dieses Gesicht gehört Cara Delevingne. Könnte bitte einer mal die liebe Cara für ein paar Tage zum Mond schießen? Ich kann sie nicht mehr sehen. Es reicht mir schon, dass die zugegebenermaßen ziemlich gut aussehende Britin auf jeder Schau der derzeit stattfindenden Fashion Weeks auftaucht, aber nein, auch in jedem zweiten Editorial ist sie zu sehen, und das finde ich schade. Mittlerweile ist Cara für mich zu einer Art Personifikation jener Musikstücke geworden, die man zuerst ganz toll findet, dann eine Woche lang in Dauerschleife und ohne Unterbrechung hört und nach Ablauf dieser Woche feststellen muss, dass einem das Lied jetzt nur noch zum Hals heraushängt.

Wer also wie ich mal ein wenig Abwechslung braucht, und zwar sowohl von der Cara-regierten Modewelt als auch von bis zur Unerträglichkeit überhörten Liedern, für den gibt es hier heute wieder einmal drei nette Empfehlungen aus dem musikalischen Bereich. Was zwar verführerisch anmuten mag, aber keinesfalls empfohlen wird, ist das Hören dieser Stücke in Dauerschleife. Wäre ja schade drum!

Mr. Jools‚ neuestem Streich „I Love U More“ lausche ich allein deshalb sehr gern, weil der Text so schmeichelhaft und dabei auch noch ziemlich einfach mitzusingen ist. Der Sound klingt wunderbar sommerlich – dazu kauft man sich am besten eine neue Sonnenbrille, trinkt Campari O, schaut bloß nicht aus dem Fenster und tut so, als wäre man bei 30 Grad im Schatten auf einer Beachparty.

Der Track „Tainted Jazz“ von Poncho Warwick ist der beste Beweis dafür, dass die Verschmelzung von schwingendem Jazz und modernen Elektrobässen durchaus eine gute und umsetzbare Idee ist – mein Vater, ein großer Fan des klassischen Jazz, will mir das ja nie glauben. Zum lockeren Klaviergeklimper singt eine herbe Frauenstimme. Ganz großes Kino.

Von den Satin Jackets kann man sich eigentlich alles anhören, große Begeisterung und frohe Stimmung scheinen, zumindest bei meinen Ohren, wie auf Knopfdruck garantiert. Bereits empfohlen habe ich den grandiosen Track „Hollywood“, nun folgt die Fortsetzung mit „Girl, Forever“.