Minnetonka Boots – weder Style noch Kult!?


Kürzlich kam ich in meinem neon-beleuchteten, höchst einladendem Keller am völlig überfüllten Schuh-Regal vorbei und riskierte einen direkten Blick in das dort herrschende Chaos. Die silbernen Ikea-Latten bogen sich unter der Last von unzähligen Lederstiefeln, alten Espadrilles, schwarzen, ausgelatschten High Heels und zwischen all diesem Durcheinander verstoßener Schuhwerke leuchteten meine zeitweise heiß geliebten Minnetonka Boots hervor, knöchelhoch, mit langen Fransen, geschnürt, Farbe: tan.

Die hatte ich völlig vergessen, ja geradezu aus meinem Gehirn verbannt.  Kein Wunder, denn es ist nicht lange her, da habe ich sie wutentbrannt hier, in den Keller gepfeffert, weil ich sie nie wieder sehen, geschweige denn tragen wollte.   Zur Zeit gibt es kein Kleidungsstück, dass ich mehr ablehne als diese Schuhe. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass ich sie – wie bereits gesagt – heiß und innig verehrte, diese Indianer-Stiefel.  

Im vorletzten Winter hatte ich genug Zeitschriften mit Bildern von Kate Moss, Ashley Olsen und Claudia Schiffer studiert, um zu wissen: Ich WILL diese Schuhe unbedingt haben. Also habe ich sie bei ebay bestellt und fortan fast ausschließlich getragen.             
              Allerdings war das nicht immer gerade einfach. Im Winter und Sommer (Minnetonkas kann man ja auch in den warmen Monaten sehr gut zu Shorts kombinieren) des Jahres 2008 waren die Minnetonka-Boots zumindest in meiner Umgebung noch nicht sehr beliebt und häufig kamen mir höhnische Kommentare zu Ohren, eine besonders einfallslose Bekannte nannte mich Squaw. Aber das war mir eigentlich ziemlich wurst, was man da hinter meinem Rücken über mein Schuhwerk tuschelte. Ich trug nunmal die stylischsten Schuhe des Universums und wer das nicht kapierte, war selbst Schuld.

Aber in diesem Jahr, ungefähr seit Dezember/Januar 2009, ist alles anders. Dieser Minnetonka-Schuh, den ich aufgrund seiner besonderen Besonderheit, die er aus seiner Trägerin machte, so liebte, ist nun alles andere als besonders und individuell. Er begegnet mir an jeder Straßenecke. Überall. In der Schule, bei H&M, in der Stadt, an der Elbe. Jeder hat diesen Schuh. Jeder, der mich im letzten Jahr mit höhnischen Blicken gestraft hat, stolziert mit diesem Schuh herum und fühlt sich damit unerträglich herausragend stylisch. 
Bild oben: middlefashion.blogspot.com
Dabei sollte man doch allmählich bemerkt haben, 
dass Minnetonka-Schuhe durch ihre Popularität an jeglichem Style verloren haben. Und man komme bitte nicht mit dem Argument, Minnetonkas hätten eben Kultstatus erlangt, so wie Chucks z.B.. Etwas, dass Kultstatus hat, ist so in unserer Kultur und Gesellschaft etabliert, dass es zu unserem Alltag und Leben gehört wie Brot und Wasser. Es ist für uns selbstverständlich und damit fast gar nicht mehr etwas Besonderes, wenn man es genau betrachtet. Minnetonka-Trägerinnen jedoch fühlen sich mit ihrem ach-so-schickem Schuhwerk alles andere als selbstverständlich. Mit diesen Schuhen an den Füßen kommen sie sich so wichtig wie die Queen von England vor und bemerken dabei leider nicht, wie gewöhnlich und dadurch unattraktiv Minnetonkas doch geworden sind…