Musikrubrik #16

Wenn man morgens um sieben Uhr, lange bevor in Berlin irgendeiner auch nur einen Zeh aus dem Bett schwingt, die erste sportliche Laufrunde dreht, braucht man ein Lied, das in dieser fast noch spätnächtlichen grau-blauen Ödnis ein wenig Freude spendet. Zum Beispiel eines, das man ohnehin seit Tagen und Nächten in Dauerschleife hoch und runter hört und mittlerweile so gut auswendig kennt, dass sogar eine ganz individuelle Tanzchoreographie dazu entwickelt wurde, die sich natürlich auch hervorragend als kleine Abwechslung in den gleichmäßigen Laufrhythmus auf dem Weg zum Tiergarten einbauen lässt.

Miss Mood von Novika ist so ein Lied, nach aktuellem Stand will ich nie wieder irgendetwas Anderes hören. Wie so häufig bei gewissen ultimativen Lieblingsliedern musste ich auch bei Novika zunächst mehrmals genau lauschen, bis ich endgültig in die Sucht verfiel. Die Dame, gebürtige Polin, heißt eigentlich Kasia Nowicka und lässt ihr beschwingt-jazziges Werk Miss Mood hier von den Satin Jackets remixen. Letztere bezeichnen ihren Musikstil als „Gloss“ (was auch immer das sein mag) und stammen aus dem Ruhrgebiet. Was wir daraus lernen: gute Musik muss eben nicht immer bloß aus London und Berlin kommen.

Noch eine Empfehlung für Menschen mit Bedürfnis nach stimmungserhellenden, klanglichen Wohltaten: „Baby I’m Yours“ von Breakbot feat. Irfane. Das Ganze klingt wie die geschmackvolle Variante eines 80er-Jahre-Discohits, ist aber, wie so viele geniale Musikstücke heutzutage, unter dem Namen des französischen Plattenlabels Ed Banger entstanden. Auch noch interessant: Breakbot heißt eigentlich Thibaut Berland, stammt aus Yvelines im Westen Frankreichs und trägt, wie jeder ernst zu nehmende Produzent elektronischer Tanzmusik, selbstredend Langhaar, Bart und Sonnenbrille. Irfane kommt aus Paris und trägt auch Bart, allerdings ohne Langhaar.

Ziemlich frisch auf dem Markt der hochwertigen Chill-Out-Musik ist die Kreation Man O To von Nu, einem „modernen Nomaden“, wie sich der Berliner Künstler selbst bezeichnet, daher keine eindeutige Kategorisierung seines Musikstils wünscht und mich sicherlich für meine pauschale Einteilung in die Chill-Out-Abteilung lynchen möchte. Der gelernte Tontechniker hat nach Jahren der musikalischen Experimente und Reisen in ferne Kulturen mittlerweile seine wahre Berufung gefunden: mit seiner Musik schafft er einen Mix aus interessanten instrumentalen Klängen, Elektro und soliden Rhythmen.