Dies wird der Sommer der Oberarme. US-Vogue-Chefin Anna Wintour ist Schuld. Schon im Februar 2014 brachte sie die amerikanische Fernsehikone und GIRLS-Erfinderin Lena Dunham auf das Cover ihres Magazins. Lena Dunham ist zweifellos eine tolle Frau, aber ihre Oberarme sehen unmöglich aus. Das war auch in besagter Vogue-Fotostrecke trotz sorgfältiger Retusche nicht zu übersehen. Dunhams Oberarme schauen aus wie zwei aus der Form geratene Weißbrotlaibe. Und obendrauf dieses Tattoo! Tut mir leid, aber das musste ich jetzt mal sagen.
Was ich nicht sagen will, ist, dass wir alle wie Supermodels aussehen und mit Ärmchen wie Streichhölzer herumlaufen sollen. Im Gegenteil: denn nicht nur dank der modischen Enthüllung von Dunhams Oberarmspeck, sondern auch wegen Anna Wintour selbst erleben wir in dieser Saison das Revival des upper arm. Einige Monate nach besagter Cover-Veröffentlichung trat Wintour bei den New Yorker CFDA Awards zur Laudatio für Rihanna ans Rednerpult. Sie trug ein ärmelloses Kleid, und erstmals fiel mein Blick ganz bewusst auf ihren Bizeps. Schon mal drauf geachtet? Anna Wintour hat Oberarme wie eine Reckturnerin.
Ob sie in ihrem Büro gelegentlich mal ein paar Klimmzüge an der Garderobenstange absolviert? Wir werden es wohl nie erfahren, fest steht jedoch, dass ich seit jenem Auftritt der amerikanischen Chefredakteurin plötzlich verstärkt auf die Oberarme meiner weiblichen Mitmenschen achte. Das klingt nach einem klassischen first world problem, ist aber keins: Die exponierte Muskulatur des proximalen Brachiums sagt nämlich so einiges über den aktuellen Standpunkt zum weiblichen Schönheitsideal aus. Die Aussichten sind heiter – offenbar sind wir auf dem besten Wege, uns endlich vom Wunschbild des fragilen Magermodels zu entfernen.
Vorbei die Zeiten, in denen die Oberarme ausgewachsener Frauen wie die einer präpubertären Zwölfjährigen auszusehen hatten. Sportlichkeit erlebt nicht nur in der Kleidermode Konjunktur. Eine gesunde, nicht abgemagerte Figur löst das Ideal der knabenhaften Kindfrau ab. Das sieht man zum Beispiel in den Editorials diverser Modemagazine, die endlich wieder verstärkt echte Frauen anstatt hungriger Teenager als Models engagieren: Menschen mit Armen, an die man auch mal eine große Handtasche hängen kann, ohne befürchten zu müssen, dass gleich das Handgelenk abbricht.
Auf Instagram gibt es eine ganze Armladung (haha) von Hashtags, die das Phänomen gebündelt zusammenfassen: #strongisthenewskinny, #fitlife, #icaniwill, #workforit. Gutaussehende Männer und Frauen posten dort unter großem Hallo und mit rasant wachsender Anhängerschaft im Stundentakt Bilder ihres Trizeps, Bizeps, Sixpacks und Lachsfilets. Über die Fitnessmodels of Instagram kann man denken, was man will – auch ich finde sie albern – doch immerhin propagieren sie einen Lifestyle, der sich vom unterernährten Heroin-Chic eines fünfzehnjährigen Balenciaga-Models abkehrt und dafür den kraftstrotzenden Körper als Optimum bewirbt. Sport ist nicht Mord, sondern Mode.
Die Frage ist bloß: wie bekommt man nun solche tollen kraftstrotzenden Oberarme? Ich habe die Frage mal von einer Leserin gestellt bekommen, die meinen Bizeps offenbar für vollkommen hielt. Liebe Leserin, ich habe letztens gegen meine Großmutter im Armdrücken verloren. Die Wurfkraft meines Oberarms ist lachhaft, und Liegestütz finde ich frustrierend, weil ich mir dabei immer so schrecklich schwerfällig (und schwer) vorkomme.
Weil Anna Wintours upper arms aber zu schön sind, als dass ich nicht auch genau solche haben wollte, habe ich mir für mich und meine geschätzten Leserinnen und Sportsfreundinnen ein paar stilsichere Oberarmübungen ausgedacht. In Zeiten des Fitnesswahns, wie wir ihn derzeit mit stündlich neu gelaunchten Sport-Apps, Volksläufen als Modeevent und abendtauglichen Sneaker-Kreationen erleben, wäre es für mich als seriöse Modebloggerin ja geradezu fahrlässig, nicht auch mit einem exklusiven Sportprogramm aufwarten zu können. Clairette’s Fitnessübungen zeichnen sich durch ihre problemlose Integrierbarkeit in die tägliche Alltagsroutine aus. Alle vier Übungen werden zudem in Kombination mit modischer Unterhaltung geturnt, damit uns auch ja nicht langweilig wird – und keiner mit faulen Ausreden ankommen kann. Auf geht’s: Clairette wünscht frohes Schwitzen beim Wintour’schen Oberarmtraining.
#1:Warm-Up
#2: Handtaschen stemmen
#3: Laptop-Halten (mit Spannung!)
#4: Cool-down – Einkaufstüten schwingen
