Seit fast zwei Jahren wohne ich in einer Wohnung mit Badewanne, und erst neulich habe ich zum ersten Mal in dieser Wanne gebadet. Mir war kalt und ich fühlte mich gehetzt, also versuchte ich der Ruhelosigkeit mit einem nervositätsabbauenden Schaumbad in einer Viertelflasche SebaMed Sportdusche zu trotzen. Allein daran, dass ich mangels Badeöls, Badeperlen oder sonstiger Fachutensilien für die gewässerte Tiefenentspannung in SebaMed Sportdusche badete, wird erkennbar, wie wenig ich mich mit dem Aufenthaltsort Badewanne identifizieren kann.
Mein Entspannungsbad endete nach exakt viereinhalb Minuten. Dann hielt es nicht länger aus und griff zum vorsichtshalber bereitgelegten Politikteil der Zeitung, den ich, unterbrochen von regelmäßigen Einsichten in mein Emailpostfach, 15 Minuten lang quer las, bevor ich aus der Badewanne sprang und schwor, mich erst wieder unter Androhung von Folter hinein zu legen.
Ich bade nicht gern. Aufgrund einer selbst diagnostizierten Hyperaktivität kann ich selten länger als fünf Minuten tatenlos mit geöffneten Augen in Horizontallage verweilen, ohne wahnsinnig zu werden. Ich habe es versucht – ich schwöre es. Ich war in der Sauna, ich war im Solarium, ich war im Whirlpool, ich war in der Badewanne, sprich an all jenen Orten, an denen der lichterloh ausgebrannte Großstadtmensch heutzutage Wellness betreibt, also sein Wohlsein pflegt. Ich würde mich wirklich gerne in einer Badewanne wohlfühlen können, aber ich kann es nicht. Ich bin ein Mensch, der nur aktiv entspannen kann.
Zu Beginn der Feriensaison buchen sich viele Leute einen Wellnessurlaub, also eine Wohlfühlreise. Damit ist häufig ein mindestens siebennächtiger Aufenthalt in einem entsprechenden Wohlfühlhotel gemeint, in dem man von morgens früh bis abends spät in Dampfsaunen und Salzbädern, auf Heizsteinen und cremefarbenen Entspannungsliegen herumliegt, um seine innere Mitte wieder zu finden. Ich möchte mich über diese Art der Freizeitgestaltung keineswegs erheben – jede und jeder soll urlauben, wie es ihr oder ihm beliebt. Bloß gefällt mir die Einseitigkeit des Begriffs Wellness nicht. Damit wird nämlich immer die passive Art der Erholung gemeint, nie die aktive. Und das, obwohl dauerhaftes Herumliegen keinesfalls die einzige Möglichkeit des Pausierens ist.>>
Doch wie viel Wohlsein lässt sich, auch und gerade in den Ferien, ebenso gut durch Sport erreichen! Warum fahren die gleichen Leute, die im Sommer auf den Malediven Massagen buchen, im Winter in den Skiurlaub? Dass körperliche Ertüchtigung glücklich macht, ist keine neue Erkenntnis. Für mich der Gipfel des Wellness: ein Dauerlauf im Licht der aufgehenden Sonne am Strand, auf der Promenade entlang der Meeresküste, durch die Straßen einer fremden Stadt, die sich im Laufschritt ungleich intensiver erkunden lässt. Man muss sich Wohlbefinden in den Ferien nicht kaufen, wenn man seine Sportschuhe dabei hat. Noch dazu hat man im Urlaub massenhaft Zeit, kann also erst einmal in aller Ruhe ausschlafen, bevor man sein Fitnessprogramm absolviert. Und hinterher lockt ein Sprung in die schönste aller Badewannen: das Meer.