Bin ich eigentlich der einzige Mensch, der Adele total grässlich findet? Abgesehen von den Redakteuren des FAZ-Feuilletons fühle ich mich gerade ziemlich allein auf meiner kleinen Eisscholle der Adele-Gegner. Ich finde an dieser Frau alles anstrengend, allen voran ihre theatralische Operndiven-Ich-glaub-ich-fall-gleich-in-Ohnmacht-Aura, ihre betonierte Haarmähne, ihre Art, immer so unschuldig-erschrocken dreinzublicken – ach, mich findet ihr alle so toll? Ganz ehrlich, da ist mir sogar Lana del Rey lieber. Außerdem muss ich bei Adeles Namen immer an das schwäbische „Adele!“ denken, wofür natürlich weder Adele noch die Schwaben etwas können, aber sagen wollte ich es trotzdem. Wenn alle etwas toll finden, nur man selbst nicht, dann möchte man gerne darüber sprechen, weil man als einziger Adele-nicht-toll-Finder natürlich von Selbstzweifeln geradezu zerfressen ist und in dieser Notsituation einen Gesprächspartner braucht. Das seid in diesem Fall Ihr, liebe Leserinnen und Leser.
Es kann sein, dass Werner Schuld ist. Als Adele vor vier Jahren auf dem ersten Gipfel der vielen (wie viele noch?) Wipfel ihrer Karriere stand, lernte ich gerade Autofahren. Mein Fahrlehrer hieß Werner und hatte ein loses Mundwerk. „Die Alte kann überhaupt nicht singen!“ sagte er empört, als einmal ein Song von Adele im Radio kam und ich schmachtend mitzuträllern begann, wobei ein von rechts kommender Verkehrsteilnehmer an seine Vorfahrt glauben musste. Ich war erstaunt. Werner, dieser geschwätzige Grobmotoriker, war der erste Adele-Feind, dem ich begegnete. Und er hatte recht, denn jetzt hörte ich es auch: Adele hat tatsächlich gerade so viel Gesangstalent wie eine Küchenschabe. Was aus ihrem Mund kommt, klingt zähflüssig und schrill, ein bisschen nasal, auf jeden Fall penetrant. Mir tun richtig die Ohren weh, wenn ich Adele hören muss.
Bei einem Abendessen am vergangenen Samstag war ich leider so leichtsinnig, meine ablehnende Gesinnung öffentlich kund zu tun. „Ich hasse Adele“, sagte ich so daher, woraufhin meine Tischnachbarin F. entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen schlug und sagte, ich solle warten, bis ich meine erste Trennung erlebe, dann würde mir Adele schon die Ohren öffnen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Ohrenschmerzen so ziemlich das Letzte wären, was mir bei Herzschmerz helfen würde.
Zum Erhalt der guten Samstagabendlaune beschlossen F. und ich, das Thema zu wechseln und waren froh, uns darauf einigen zu können, dass Justin Bieber zurzeit erstaunlich gute Musik macht. Wirklich wahr! Ich würde Bieber jetzt nicht gleich einen Beethoven nennen, aber immerhin hat er, im Gegensatz zu Kollegin Adele, ein Gefühl für guten Rhythmus. Und darum geht es in der Musik doch, wenn ich mich recht erinnere. Ich weiß nicht, wie’s Euch geht, liebe Adelier, aber ich persönlich brauche Songs, zu denen ich mitwippen kann, Musik, die meinen Kopf zum Wackeln und meine Zehen zum Zucken bringt. Und das immer und überall: Im Winter, im Sommer, im Swimming Pool, in der Badewanne, mit Herzschmerz, ohne Herzschmerz.
In diesem Sinne steht die 39. Ausgabe der Musikrubrik ganz im Zeichen rhythmischer Klangkunst. Bitte sehr: 5 Songs mit echtem Groove. Clairette wünscht gute Unterhaltung!
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Alle Songs der C’est Clairette Musikrubrik gibt es auch auf Spotify:
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