Pein im Pool

LUXUS KANN SO UNPRAKTISCH SEIN

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Foto von Jessica Barthel

Ich habe neulich meine Freundin S. in London besucht. Sie wohnt noch bei ihren Eltern. Das Haus hat fünf Stockwerke, einen movie room, einen Fahrstuhl, der das Essen aus der Küche in den dining room transportiert, einen Garten mit Springbrunnen und einen Swimming Pool. Zu behaupten, dass ich beeindruckt war, wäre ein dreiste Untertreibung. Die Hälfte des Wochenendes verbrachte ich im Schwimmbad. Nach ein paar Kraulzügen stieß ich mir kräftig das Kinn am Beckenrand. Seitdem laufe ich mit einem blauen Kinn herum. Luxusprobleme lauern aber auch wirklich überall.

Das Problem des Swimming Pools meiner Freundin S. besteht darin, dass das obere Beckenende direkt in die Wand übergeht – der Pool ist an drei Seiten nahtlos in den Raum eingelassen. Das sieht natürlich sehr schick aus, aber wenn man darin schwimmt und, so wie ich es tat, bei der Ankunft am oberen Beckenende schwungvoll aus dem Wasser auftaucht, stößt man sich eben schnell das Kinn an der Pool-Wand wund.

Ich bin mit einem Mädchen namens N. zur Schule gegangen. N.s Vater ist Architekt, deshalb wohnte die Familie in einem sehr modernen Neubau in einem sehr vornehmen Hamburger Stadtteil, direkt an einem sehr schönen Park gelegen, in dem HSV-Fußballspieler und andere wohlhabende Hanseaten ihre Hunde spazieren führen. Das Haus von N. war komplett verglast, was natürlich total schick war, zumindest für den, der draußen im Park stand und die Aussicht auf das Privatleben der Hausbewohner genoss. Ich persönlich laufe in meinem Zimmer gerne unbekleidet herum, ich fühle mich nackt sehr wohl. Wenn ich in so einem superteuren, superschicken Glashaus in bester Parklage wohnen müsste, wäre das ein gravierender Einschnitt in meine persönliche Freiheit.

Schon mal drauf geachtet? Luxus ist oft richtig unpraktisch. Irgendeine Hollywood-Schauspielerin, ich glaube, es war Eva Longoria, wurde am Flughafen mal in der Sicherheitskontrolle festgehalten, weil ihre Handtasche, eine Clutch von Alexander McQueen für 2000 €, mit einem Griff ausgestattet war, der verdächtig nach einem Schlagring aussah. Ich sollte mal eine Champagnerflasche öffnen, und weil ich im Umgang mit diesem Getränk keine Übung habe, zielte ich mit dem Flaschenhals aus Versehen auf eine Anwesende, der daraufhin der Korken an den Kopf flog. Geschäumt hat es auch noch, total unpraktisch, echt. Auch mit Anstand Hummer zu essen ist eine Wissenschaft für sich, Untrainierten fliegt das Zangenvieh schnell mal um die Ohren. Das kann einem bei Würstchen mit Kartoffelsalat nicht passieren. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, mir beim Schwimmen in der Badewanne jemals das Kinn gestoßen zu haben.