Ich habe Glitzer noch nie gemocht. Eigentlich kann man sagen, dass ich ein durch und durch glitzerfreies Mädel bin. Während bereits in der Grundschule viele meiner Schulkameradinnen auf niedlich-schimmernde Ohrringe setzten, mit Barbiepuppen in schillernden Röckchen spielten und an Karneval bevorzugt zum glamourösen Prinzessinenkleid griffen, kreierte ich in meinem Kinderzimmer komplette Legolandschaften oder kochte im Garten Regenwurmsuppe, natürlich ganz unprätentiös in Cordhosen und kratzige Wollpullover gekleidet und ohne auch nur den einzigen klimpernden Armreif am Handgelenk. Einzig ein Paar schwarz-glänzender Lackschuhe genoss in meinem kindlichen Kleiderschrank einen etablierten Status.
Bis heute habe ich gegenüber Gold- und Silberschmuck eine mehr als skeptische Einstellung. Dass es tatsächlich Menschen gibt, die bei Omega oder Tiffany & Co. ein kleines Vermögen für einige Gramm Dekadenz ausgeben, anstatt sich beispielsweise mit diversen Miu-Miu-Schuhen oder Jil-Sander-Mänteln auszurüsten, konnte ich noch nie wirklich nachvollziehen. Meine Handgelenke sind weiterhin meist ungeschmückt, nur hin und wieder faszinieren mich klobig gebaute Halsketten und Colliers, wie z.B. mein heißgeliebtes Gürteltier-Schmuckstück von Gonzalo Cutrina. Meine liebe Maman hat es längst aufgegeben, mich zwecks Ohrlöcherstechen zu einem Juwelier zu lotsen und schüttelt lieber stumm den Kopf, wenn ich wieder einmal im hauseigenen Clairette-Atelier irgendein ein eigenartiges Ding aus Holz oder Legosteinen bastele, was ich mir dann als „Schmuck“ um den Hals hänge.
Dabei folge ich mit dieser Einstellung jedoch ganz offensichtlich einer längst etablierten Modeerscheinung: denn wer sich heute mit Schmuck behängen will (und modisch etwas auf sich hält), greift wohl kaum zum filigranen Kettchen oder Armbändchen. Schwer, sperrig, knallig-bunt, aus Holz oder Kunststoff darf es heutzutage sein, das wird jedem, der regelmäßig diverse Streetstyle-Blogs anschaut, schnell klar.
Und dann gibt es da ja noch den Kragenbaustein. Bereits seit mehreren Saisons aus den Kleiderschränken der Fashionistas nicht mehr wegzudenken, ist der Kragen ohne Hemd in allen Variationen eine wunderbare Alternative zum öden Kettenschmuck. Eigentlich wundert es mich, dass es Kragenbausteine noch nicht in den Accessoires-Kollektionen großer Modeketten wie
H&M oder
Zara zu finden gibt – wo diese Läden doch sonst immer so emsig die schönsten Looks der großen Modehäuser kopieren. Jedenfalls bin ich ein großer Fan des losen Kragens und habe mir daher nun brandaktuell ein neues Modell geschneidert – mit Glitzergarnitur. Ich kann mir selbst kaum erklären, warum ich nun von einen Tag auf den anderen ein plötzliches Bedürfnis nach Glanz und Gloria verspürte und den unschuldig weißen Kragen unbedingt mit schillerndem Paillettenstoff dekorieren wollte. Vermutlich hat mich die derzeitige Omnipräsenz von metallisch-gefärbter Kleidung beeinflusst, wie wir sie z.B. bei
Stella McCartney oder
Marc Jacobs bewundern durften. Fest steht: die Mode hat mich mal wieder fest im Griff, da hat sie mir nun doch tatsächlich ein wenig Glitzer aufgeschwatzt, und so laufe ich nun also mit diesem Paillettenkragen um den Hals herum und fühle mich pudelwohl dabei. Das wiederum könnte aber auch am dazu kombinierten, ganz bodenständigen grauen Wollpullover liegen.
Wer es nachbasteln möchte: einfach den Kragen von einer Bluse abtrennen, Saum nähen. Ein entsprechend großes Stück Paillettenstoff ausschneiden und per Hand aufnähen (die Nähmaschine zerstört nämlich die Pailletten!). Viel Vergnügen!