DIY: „I’m busy you’re ugly have a nice day“

Wir Modemenschen werden schnell und gern als arrogantes Volk bezeichnet. Demnach dreht sich unser Dasein nur um Kleidung, Lippenstift und Gucci, Prada und Escada; je größer unser Kleiderschrank, umso kleiner unser Hirn, und erschwerend kommt hinzu, dass wir mit unserer ständigen Einkaufswut bei klimaschädlich produzierenden Modeunternehmen  und dem Hin- und Hergefliege zwischen Paris, Mailand und New York prinzipiell auch noch eine ernsthafte Belastung für die Umwelt darstellen.
Ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen, dass eine solche Herabstufung von Modeliebhabern tatsächlich stattfindet. Wenn ich angehenden Medizin- oder Jurastudenten von meinen Karrierepläne berichte, schenkt man mir allzu häufig ein mitleidiges Lächeln.

Neulich traf ich die Redakteurin eines bekannten deutschen Modemagazins zum Meeting, und wurde anschließend von einer Freundin kritisch befragt: „Und, war sie sehr zickig?“ Natürlich war besagte Lady weder schnippisch noch zickig noch arrogant, sondern einfach eine bodenständige, freundliche und intelligente Modejournalistin, die sich zufälligerweise für Burberrytrenchcoats und Prada-High-Heels interessiert, aber sicherlich auch noch 1000 andere Dinge im Kopf hat. Anna Wintour, die berühmt-berüchtigte Chefin der amerikanischen VOGUE, brachte die Essenz des Verständnisdefizits zwischen Modewelt und Modemuffeln in der Dokumentation „The September Issue“ sehr treffend auf den  Punkt:

I think what I often see is that people are frightened about fashion. Because it scares them or makes them feel insecure they just put it down. I think that’s usually because they feel, in some ways, excluded or, you know, not a part of ‚the cool group‘, so as a result they just mock it. 

Auch das mag wiederum arrogant klingen, doch hat Madame Wintour damit durchaus den Nagel auf den Kopf getroffen. Denn auch wenn es vielen Leuten, die sich nicht offensichtlich für Mode interessieren, anscheinend so vorkommt, als sei die ganze Modewelt ein Abbild des Films „Der Teufel trägt Prada“, ein Kosmos, in dem jedes Mädchen verachtet wird, das eine Kleidergröße jenseits XS trägt und nicht die neuesten Chanel-Boots sein Eigen nennt, so kann man doch im Gegenzug genauso fragen: wieso werden wir, die wir Mode lieben, oft einfach als dumm und hirnlos abgestempelt? Arroganz und Überheblichkeit findet auf beiden Seiten statt. Auch dazu hat Anna Wintour einen klugen Satz parat: „Just because you like to put on a beautiful Carolina Herrera dress or a pair of J Brand blue jeans instead of something basic from K-Mart it doesn’t mean that you’re a dumb person.“ Danke, Anna. Ich finde, der Film „The September Issue“ könnte glatt als Lehrmaterial für den Gemeinschaftskundeunterricht durchgehen.

Modemenschen sind jedenfalls meist nicht nur freundliche, sondern oftmals auch sehr lustige Leute. Einige von ihnen sind sogar durchaus in der Lage, über sich selbst zu lachen. So begeisterte mich vor einiger Zeit das Bild einer jungen hübschen Mademoiselle, die selbstbewusst eine schwarze Lederjacke ausführte, auf der rückwärtig in krummen Buchstaben geschrieben stand: „I’m busy you’re ugly have a nice day.“ Toll! Eine bessere Antwort auf den Vorwurf der Arroganz in der Modewelt wird man wohl kaum finden.
Vollkommen entzückt von diesem pikanten Spruch habe ich nun entschieden, dass auch ich gerne ein Zeichen gegen Modemenschenverachtung setzen möchte, und mir kurzerhand ebenfalls eine Jacke mit besagter Aufschrift gebastelt. Hinzu kommt, dass ich als sterbensgelangweilte Abiturientin momentan sowieso nicht viel zu tun habe, und mir derartig arbeitsintensive und zugleich höchst vergnügliche Beschäftigungen daher denkbar gelegen kommen. Die detaillierte DIY-Anleitung findet sich weiter unten. Clairette wünscht eine frohe Bastelstunde.

Ich trage Shorts von Weekday, einen Badeanzug von Topshop und ein selbstgemachtes Armband (die DIY-Anleitung dazu findet sich hier). Im Hintergrund sehen wir ein Kunstwerk von Noah Wunsch.


Et voilà, die Bastelanleitung (mit passenden Bildern von links nach rechts):
1) Ich habe ein alte Jeansjacke genommen, da mir meine Rita-Lederjacke für dieses Unternehmen zu schade war.
2) Mithilfe von Simplicol-Färbemittel lässt sich eine Jeansjacke schnell und einfach schwarz färben. Die Anleitung dazu steht auf der Packung. Für ein perfektes Ergebnis empfiehlt es sich, die Jacke in der Waschmaschine und nicht per Hand zu färben. Meine Mutti hat mir das freundlicherweise verboten, da sie völlig zu Unrecht um ihre Waschmaschine fürchtete.
3) Jetzt haben wir eine schwarze Jeansjacke.
4) Nach dieser Vorlage wird eine Schriftschablone angefertigt. Also: Schriftzug auf feste Pappe zeichnen, Buchstaben ausschneiden.
5) Es kann losgehen: Schablone an gewünschter Stelle auf den Stoff legen und mit weißer Textilfarbe drauflospinseln.
6) Für ein besonders leuchtendes Ergebnis empfiehlt es sich, zwei Farbschichten aufzutragen. Bügeln nicht vergessen!