Modepüppchens beste Freunde

Loafers: Office



„Hi, ich bin nicht zuhause, aber meine Schuhe schon, also hinterlasst ihnen eine Nachricht!“ So besprach einst Carrie Bradshaw in Sex and the City ihren Anrufbeantworter. Mit Sicherheit ist sie damit nicht die einzige Frau auf diesem Planeten, die ihren Schuhen einen derart menschlichen Status verleiht, dass sie sogar die Anrufe auf ihrem Anrufbeantworter entgegennehmen dürfen. Auch wenn ich selbst keinen Anrufbeantworter habe, so besitze ich dafür eine kleine Unmenge an Schuhen, und das nach nur 18 Jahren intensivstem Sammeln und Horten. Zu meinem vierten Geburtstag kaufte mir meine Mutter ein herrliches Paar schwarzer Lackschühchen, mit denen man mich in den kommenden Jahren, egal wie sehr meine Füße auch über das Format dieser Schuhe hinweg wuchsen, so gut wie immer antreffen würde. Und von nun an konnte man auch immer hören, wenn sich Klein-Clairette der Szenerie näherte, denn die Lacktreter verursachten ein nervtötendes klackerndes Geräusch. Ah ja, sagten dann die Leute, da kommt Clairette, die winzige Schuh-Fetischistin.

Wieso finden Frauen Schuhe so wahnsinnig faszinierend, zumindest hier in unseren westlichen Breiten? Letztes Jahr verbrachte ich zwei Wochen in Indien, dort gehören die Schuhe zum Abschaum des Outfits, sie haben, wie die Inder finden, zu Recht hässlich und abgelaufen zu sein. Die schlimmste Schande, die man in Indien einem Feind antun kann, ist, ihm seine (oder noch besser die eigenen) Schuhe mitten ins Gesicht zu klatschen.
Ich weiß nicht mehr, was zwischen Schuhen und Indern irgendwann mal genau vorgefallen ist, dass sie so gar nicht miteinander auskommen – wie dem auch sei, wir westlichen Modepüppchen erliegen jedenfalls allsaisonal (oder auch alltäglich) einem regelrechten Schuhvirus, unsere Schuhe sind unsere Freundinnen und hin und wieder auch psychotherapeutischen Helferlein, wir stellen sie uns prominent ins Regal, hegen und pflegen sie, streicheln den Absatz und erzählen ihnen von unseren kleinen und großen Seelenleiden. Oder so ähnlich. Was wäre wohl, wenn unsere Schuhe tatsächlich Nachrichten auf dem Anrufbeantworter entgegen nehmen könnten? Wenn sie vielleicht sogar die unschönen Hinterlassenschaften auf diesem Gerät diplomatisch löschen würden, bevor wir nichtsahnend nach Hause kämen? Was wäre, wenn wir tatsächlich mit ihnen reden könnten? Wäre das nicht, angesichts unserer immensen Liebe und Leidenschaft für Schuhe, ganz wunderbar?

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