Musikrubrik #17

Für jede Stimmung gibt es die richtige Musik, und jede Art von Musik kann für eine bestimmte Stimmung sorgen. Was war zuerst da, das Huhn oder das Ei, die Stimmung oder die Musik?

Am Freitag, als zum ersten Mal in diesem Jahr die Sonne hervorkam und Berlins nassgeschneiten Straßen einen gleißend hellen, goldglänzenden Anstrich verlieh, war es eindeutig die Atmosphäre, die zuerst da war und der zur vollkommenen Perfektion des Glücks nur noch der passende Soundtrack fehlte. „Hollywood“ von den Satin Jackets kam mir da, beschwingt und heiter, wie ich zur Uni lustwandelte, bestens gelegen, denn wenn nach gefühlten Jahrhunderten grauen Januarwetters vor grauen Berliner Fassaden, netterweise auch noch durch graue Gedanken emotional untermalt, endlich wieder goldgelbe Sonnenstrahlen das Gemüt erhellen, dann darf man sich wohl zu Recht so froh und munter und unbesiegbar wie eine Hollywood-Ikone fühlen. Die Satin Jackets sind ohnehin die neuen Stars meiner iPod-Lieblingsplaylist, auch die so wunderbar betitelten Tracks „Days like Candy“ und „Girl, Forever“ versetzen mich nun schon seit Längerem immer wieder in einen Zustand höchster Seelenfreude.

Bei der Live-Improvisation von Agnostica empfiehlt sich Geduld, bis zur Track-Minute 1:20 klingen die wahllos aneinander gereihten, metallischen Töne eher nach der passenden musikalischen Untermalung für eine gruftige Höhlen-Expedition. Dann allerdings nehmen die österreichischen Klang-Experimentalisten von Agnostica, der Audiokult- Crew angehörig, richtig Fahrt auf und lassen jeden anspruchsvollen Hörer elektronischer Sounds voll auf seine Kosten kommen.

Ende März werden die hochbegabten Herrschaften von Disclosure endlich wieder in deutschen Gefilden, namentlich in den Elektro-Hochburgen Berlin und Hamburg, für Exzess und Ekstase auf den Tanzflächen des Bi Nuu (Berlin) und des Uebel und Gefaehrlich (Hamburg) sorgen – für mich natürlich das musikalische Highlight des Jahres, als größter Groupie des britischen DJ-Duos habe ich mich ja bereits hier und hier und hier geoutet. Mein neueste Sucht: „Boiling“. Wer bisher zu geizig war, sich ein Konzert-Ticket zuzulegen, wird seine Meinung nach dem ersten Anhören dieses herrlichen Tracks möglicherweise ändern (Tickets gibt es hier zu kaufen).