Musikrubrik #26: Alles außer Englisch

MIT SEXION D'ASSAUT, YASMINE HAMDAN UND FETTES BROT
Erinnert sich noch jemand an die deutsche Band Killerpilze? Als ich ein so 14, 15 Jahre alt war, kamen die gerade richtig groß raus. Die Killerpilze waren so was wie die Konkurrenz von Tokio Hotel, nur mit weniger Haargel und ohne schwarzen Lippenstift. Schauderhaft fand ich beide, und bis heute ist der Grusel vor deutschsprachiger Musik geblieben; auf alle Zeit verdorben bin ich nach Zeilen wie „Na na na/ mir geht es richtig schei-ße-e/ na na na/ auf ’ne schöne Art und Wei-se-e“.
Jetzt wurde hier moniert, auf C’est Clairette seien ja nie Klänge aus deutschen Gefilden zu hören. Das stimmt. Vielleicht wurzelt meine diskriminierende Einstellung ganz einfach darin, dass ich der Sprache, von der wir tagtäglich im Alltag umgeben sind, einfach nicht mehr viel Lyrisches abgewinnen kann. Ehrlicherweise muss ich auch zugeben, dass ich in der Oper weitaus lieber „Cosi fan tutte“ als „Tristan“ lausche. Selbst wenn ich kein Italienisch verstehe, finde ich das Melodrama und den Pathos des Italienischen weitaus berührender.

Die deutsche Sprache ist mir für Musik dagegen meistens zu sperrig, nicht hässlich, aber irgendwie schwerfällig, viel leichtfüßiger klingen da doch Indie in schönstem Südenglisch oder Rap auf Afroamerikanisch. Trotzdem habe ich mir die zu Recht vorgetragene Anmerkung zu Herzen genommen, weshalb hier heute ausnahmsweise mal keine Musik aus dem englischsprachigen Raum vorgestellt wird. Nein, heute wird’s Französisch! Und Arabisch!

Das Rap-Kollektiv Sexion D’Assaut ist so was wie das Pariser Pendant zu den Killerpilzen, nur mit rhythmischeren Beats, weniger Föhnfrisur und umso tiefgründigerer Themenwahl. Fast alle neun Mitglieder der Gang kommen aus der banlieue der französischen Hauptstadt – und so klingen auch Stücke wie „Paname allons danser“,  das mit dem ambivalenten Glamour von Paris abrechnet, nach düsterem Ghetto und brennenden Autos.

Weil ja keiner weiß, ob ich nicht doch eines Tages in den Libanon auswandere, habe ich vorsichtshalber in diesem Semester einen Arabisch-Intensivkurs belegt. Danach kann ich dann hoffentlich übersetzen, wovon Yasmine Hamdan in „Samar“ so schön rauchig singt. Als grandioser Soundtrack zum Shawarma-Sandwich eignet sich der sanfte Soul-Alternative-Mix aber auch schon ohne Arabischkenntnisse.

Jetzt kommt doch was auf Deutsch, nämlich von der einzigen heimischen Band, die ich wirklich gut ertragen kann – Fettes Brot. So gut wie „Jein“, das einzige Lied überhaupt, dass ich komplett mitsingen kann, wird zwar nie wieder eine Kreation der Hamburger Band werden. Die neue Single überzeugt allerdings mit zeitgemäßem Sujet: warten wir heute nicht schließlich alle ständig und überall auf ein „Echo“?