Neulich war ich morgens um 7 Uhr auf der Williamsburg Bridge laufen – so was macht man wirklich nur in New York, wo einen die dauerelektrisierte Schlaflosigkeit noch vor dem Sonnenaufgang ganz vital aus den Federn springen lässt. Es wurde schon hell, aber die Luft war so kalt und der Wind so frostig, dass mir die Augen tränten und die Tropfen auf meinen Wangen festfroren. Wirklich wahr! Noch schöner als die Eiszapfen in meinem Gesicht war allerdings die Musik, die mir zu diesem erfrischenden Erlebnis in den Ohren klang.
Ich laufe fast nie mit Soundtrack, aber an diesem Morgen hatte ich Lust auf ein bisschen musikalische Sportmotivation. Wie mir also der Wind ins Gesicht pfeift und das vom Dauerlauf erhitzte Blut in meinen Adern kühlt und mein Herzschlag beim Anblick der im aufgehenden Sonnenlicht illuminierten Skyline beschleunigt, erklingen plötzlich karibische Klänge in meinen Ohren – mein iPod hat passend zu diesem eiskalten Novembermorgen den Track „The Heat“ von Jungle ausgewählt. „Back by the beach“ singt Jungle da, und bei dieser Musik macht es wirklich keinen Unterschied, ob man im Eiswind über eine New Yorker Brücke rennt oder im grünen Jogging-Anzug in einer Garage Rollschuh fährt oder ob man vielleicht wirklich gerade auf einer Mahagoni-Veranda mit Blick auf den Amazonas abhängt – das sommerliche Hitze-Gefühl stellt sich tatsächlich auf der Stelle ein.
Weitere exklusive Musikempfehlungen für die kalte Jahreszeit: der Strandparty-Track „Are You Free Tonight“ von September; außerdem „TR 707“ von Dabeull, weil man dazu ganz hervorragend im selben Takt in der Hängematte schaukeln kann, die man sich pünktlich zum Wintereinbruch quer durchs Wohnzimmer gespannt hat – und dann natürlich „Coming Down“, das neueste Stück der dänisch-sambischen Neuentdeckung Kwamie Liv, weil das dazu publizierte Albumcover so schön paradiesisch aussieht. Und weil Kwamies tiefe Stimme herrlich rauchig klingt, wenn sie Zeilen wie „The sunshine’s on those who dare to follow“ anstimmt.