Als Kind träumte ich von einem Cabriolet. Ich hielt Cabriolets sogar für eine eigene Automarke. Marke Cabrio. Autofahren mit blauem Himmel überm Kopf, das klang für mich nach ultimativem Hedonismus, in gleicher Preisklasse wie der Swimming Pool oder der Kühlschrank mit Eiswürfelmaschine zu verorten.
Jetzt bin ich 21 und leider immer noch ohne Cabrio, was schade ist, aber verträglich, weil mit fortschreitendem Alter ja auch die Erkenntnis kommt, dass selbst die schönsten Luxusobjekte, sogar Cabrios, ihre Nachteile haben. Und was für welche!
Wer in einem Auto ohne Dach fährt, ist obdachlos. Das lässt sich nicht leugnen. Wenn es regnet, ist man geliefert, mitsamt der schönen Ledersitze. Das kann einem Opel-Corsa-Fahrer nicht passieren. Armer Cabrio-Pilot! Schönheit ist halt selten praktisch. Wie lösen wir das Problem? Option #1: Dach schließen. Der Wind trägt Regentropfen und ein feixendes Dumm gelaufen der Passanten vom Bürgersteig an die hochfahrenden Fensterscheiben. Option #2: Mit Regenschirm fahren. Für dieses Manöver wird allerdings ein/e kompetente/r Beifahrer/in gebraucht, die/der sich bereit erklärt, dem Fahrer (und sich selbst) den Schirm zu halten. Zu kompliziert. Bleibt nur Option #3: Mit offenem Dach weiterfahren – die mit Abstand eleganteste Lösung. Und wenn man es recht bedenkt, hat so ein Cabrio-Pilot im Regen doch etwas geradezu Heldenhaftes. Die Unverwüstlichkeit steht ihm ins tropfnasse Gesicht geschrieben. Wie die Modefrau den Ölfleck auf ihrer Lederhandtasche trägt er die feuchte Witterung mit Fassung und Lässigkeit. Regnet es etwa? fragt er und reibt sich verwundert die feuchten Haarsträhnen aus der Stirn. Habe ich gar nicht gemerkt! Ist so bequem hier in meiner Luxuskarosse.